Die Insel Singapur ist ziemlich flach und (offiziell) nicht bewaldet, da das sowieso sehr kleine Staatsgebiet natürlich so gut wie möglich genutzt werden muss. Um mehr Platz für die Stadt zu schaffen, hat man den ursprünglichen tropischen Regenwald fast ganz gerodet. Der Anteil der geschützten Flächen an der Gesamtfläche beträgt gerade einmal 4,9%. Der höchste Punkt von Singapur liegt im Bukit Timah, ein kleines Naturschutzgebiet in der Stadt, und ist circa 177m hoch. Singapur und Rio de Janeiro sind übrigens die einzigen beiden Städte auf der Welt in denen es ein Reservat mit primärem Regenwald innerhalb der Stadtgrenzen gibt. In dem Reservat leben und wachsen unzählige verschiedene Tierarten und über 840 blühende Pflanzen.
Das Bukit-Timah-Reservat
Ursprünglich diente das 1883 gegründete Bukit-Timah-Reservat fast ausschließlich als botanische Pflanzensammlung. Heute wird das keine zwölf Kilometer von den Hochhäusern des Financial District entfernt liegende 164 Hektar große Schutzgebiet gerne von Touristen und Singapurern als Ausflugsziel zum Entspannen, Wandern und Genießen der Natur genutzt.
Die letzten Reste des Regenwaldes von Singapur bestehen vor allem aus bis zu 80 Meter hohen „Flügelfruchtgewächsen“ (Dipterocarpaceaen). Früher hatte das harte und schwere Holz der von den Einheimischen „Tempinis Tree“ (Streblus selongatus) genannten Bäume eine wichtige Bedeutung, beispielsweise für die Herstellung von Tür- oder Fensterrahmen. Daher wurden auch 37 Straßen und ein Stadtteil von Singapur (Tampines) nach diesen Bäumen benannt.
Heute wohnen im östlich liegenden Bezirk Tampines etwa 2.126.100 Menschen, so viel wie in keinem anderen Stadtteil von Singapur. Während die älteste Straße, Tampines Road, 1864 noch ein Feldweg zum Abtransport von Holz und später Gummi war, sind seit dem Baubeginn 1978 im nach modernen und funktionalen Gesichtspunkten geplanten und neu erbauten Bezirk „Tampines New Town“ über 152,000 Wohnung entstanden, die teilweise höchsten Ansprüchen genügen und zu den teuersten und exklusivsten von Singapur zählen. Doch Tampines bekam am 5 Oktober 1992 auch den „World Habitat Award“ von der „Building and Social Housing Foundation“ (BSHF) der Vereinten Nationen für praktische und innovative Lösungen aktueller Wohnbedürfnisse im sozialen Wohnungsbau verliehen. Dies ist nur ein Beispiel für den schnellen und doch ausgeglichenen Fortschritt von Singapur.
Die Tierwelt des Bukit-Timah-Reservats ist gleich beim Betreten durch das Zirpen von Grünen Zikaden und das Zwitschern der Vögel vernehmbar. Empfindlichen Besuchern empfiehlt sich die Verwendung von Insekten- bzw. Mückenschutzmitteln, da auch diese den Regenwald bevölkern. Falls man Handy-Klingeltöne, Husten, Lachen oder sogar einige Worte und kurze Sätze hört, kann der in Asien beliebte, „sprechende“ Beo Vogel (Gracula religiosa) dafür verantwortlich sein. Ansonsten sind noch Nektarvögel wie der Grünrücken-Nektarvogel, Flaggendrongos (Dicrurus paradiseus), Elfenblauvögel (Irena puella) und Schmetterlinge zu bewundern. Fast allgegenwärtig sind auch Affen wie zum Beispiel Langschwanzmakaken, denen allerdings nicht zu Nahe gekommen und keinesfalls Futter gegeben werden sollte.
Sungei Buloh Wetland Reserve
Im Naturschutzgebiet Sungei Buloh Wetland Reserve an der nördlichen Küste von Singapur finden sich ebenfalls einige wilde Tiere. Wie der Name schon vermuten lässt, erstreckt sich der 139 Hektar große Nationalpark über das Mündungsgebiet von drei Flüssen und beherbergt neben Mangrovenwäldern, Seen und kleinen Tümpeln auch nachgewachsenen Regenwald, sogenannten „secondary forest“. Während in dem Gebiet früher aufgrund der vorteilhaften Lage Fische und Krabben gezüchtet wurden, hat man 1989 die ökologische Bedeutung dieser letzten größeren zusammenhängenden Mangrovenwälder in Singapur erkannt und das Areal zu einem Naturpark ausgebaut.
Nach der Umsiedlung der Zuchtbetriebe und dem Ausbau wurde der Naturpark 1993 von Premierminister Goh Chok Tong offiziell eröffnet. Im Januar 2002 folgte dann die Aufwertung zu einem Naturschutzgebiet und die Umbenennung in „Sungei Buloh Wetland Reserve“.
Als letztes Ruhegebiet auf der malayischen Halbinsel ist der Park auch für Zugvögel von großer Bedeutung, die ihn vor ihrem Weiterflug nach Süden von September bis April besuchen. Insgesamt konnten 126 verschiedene Arten ausgemacht werden. Neben den Vögeln leben auch ungefähr 200 Bindenwarane, die bis zu 2 Meter groß werden können, Wasserschlangen (Ringelnattern), Krebstiere, Schlammspringer, Wasserschildkröten sowie viele Fischarten in dem Naturschutzgebiet.
Für Besucher ist das Sungei Buloh Wetland Reserve sowohl mit dem Taxi als auch mit dem Bus 925 in Richtung Woodlands erreichbar. Je nach Kondition kann der Naturpark auf drei verschiedenen Rundwegen mit 3 km, 5 km und 7 km Länge besichtigt werden. Neben speziellen Beobachtungsständen lässt sich die Fauna und Flora auch hervorragen von den Wegen aus begutachten, die auf Holzstegen teilweise direkt durch die Mangrovenwälder führen. Einen guten Überblick über das Naturschutzgebiet bieten auch die zwei Aussichtstürme. Im Besucherzentrum am Eingang des Parkes gibt es darüber hinaus eine Ausstellung der Tier- und Pflanzenwelt sowie ein kleines Café.
Flüsse in Singapur
Der bekannteste Fluss Singapurs ist der „Singapore River“ (Sungai Singapura), der mitten durch das Stadtgebiet von Singapur fließt und eine große historische Bedeutung besitzt. Mit einer Länge von 3,2 km ist er allerdings nicht besonders lang. Er beginnt an der Kim Seng-Brücke in der Central Area im südlichen Teil der Stadt, windet sich durch das Zentrum Singapurs und mündet von der Marina Bay aus in den Pazifik.
Der längste Fluss von Singapur ist der Seletar mit 15 Kilometern Länge, gefolgt vom Kallang mit 10 Kilometern Länge. Nachdem 2008 der neue „Marina Barrage“ Damm gebaut wurde, bilden der Kallan Fluss, der Geylang Fluss, der Rochor Fluss und der Singapur Fluss ein Stauseeprojekt zum Sammeln von Trinkwasser, das in Singapur sehr knapp ist.
Früher wurde fast das komplette Trinkwasser für den Stadtstaat – täglich mehrere Millionen Liter – vom Nachbarland Malaysia importiert. Um die Abhängigkeit zu reduzieren und die ohnehin konfliktreichen Beziehungen zu entlasten, hat es sich Singapur zum Ziel gemacht die Bevölkerung eigenständig mit Trinkwasser versorgen zu können. Die Bauarbeiten haben bereits 2005 begonnen und ein Budget von 200 Millionen US-Dollar. Neun bewegliche Stahltore in einem 350 Meter langen Damm aus Beton und Stahl steuern den Wasserstand und riegeln den Singapur River vom Meer ab. So kann ein riesiger Süßwassersee entstehen, der zusätzlich große Mengen Regenwasser aufnehmen soll, aus dem die Einwohner Singapurs dann mit Trinkwasser versorgt werden. Während das Wasser Anfang 2010 noch brackig und salzig war, sollten spätestens 2015 mindestens zehn Prozent des Trinkwasserbedarfs von dem Stauseeprojekt gedeckt werden.